Bronschhofen: grundlos über 300 Rebstöcke gerodet Mittwoch, 24. November 2010

(pd) Vergangene Woche mussten die Rebbergfreunde mit ansehen wie ein weiteres un­rühmliches Kapitel im Kulturgut Rebberg geschrieben wurde: über 300 gesunde Reb­stöcke wurden Opfer des Baggerzahns. In der Schatz-Truhe Rebberg klafft derzeit ein wüstes Stück Brachland … der Gemeinderat wäre gefordert.

Gemeinderat lässt diesen Friedhof zu

Der Gemeinderat war vorgewarnt. In einer ersten Ausreiss-Aktion vom vergangenen Mai hat der Eigentümer, Daniel Ehrat, demonstriert, dass er keinen Bezug zu Reben besitzt. Leider hat der Gemeinderat nichts zu deren Schutz unternommen. Er wurde mehrfach schriftlich und mündlich dazu aufgefordert. In den seit Juli sistierten Einsprachen zur Ortsplanungs­revision sind entsprechende Anträge gestellt worden. Sie wurden nicht behandelt. Somit hat der Ge­meinderat die grundlose Rodung von über 300 Rebstöcken durch seine Untätigkeit mit zu verantworten.

Landwirtschaftsland contra Bauland?

Der Eigentümer verschiedener Grundstücke am Südwesthang von Bronschhofen hat „gross­zügigerweise“ fast sein ganzes – für ihn wertloses Landwirtschaftsland – der Ortsgemeinde Wil verkauft. Einzig die Rebparzelle Nr. 899, ebenfalls in der Landwirtschaftszone gelegen, ist unlängst an einen Treuhänder aus Wil veräussert worden. Ist dies wohl zu einem Preis von 5.00 Franken für Landwirtschaftsland oder bereits zum Hundertfachen Preis von Bauland in der Höhe von etwa 500.00 Franken geschehen? Wollte Daniel Ehrat damit erreichen, dass sein Name künftig aus der Schusslinie kommt? Gemäss Schutzverordnung stehen heute sämt­liche Parzellen am Südwesthang von Bronschhofen unter Schutz. Einzige Ausnahme ist die Parzelle Nr. 899, auf welchem bis letzte Woche gesunde Rebstöcke gestanden haben … aus­gerechnet für dieses einzige Grundstück soll die Schutzverordnung nicht gelten. Für die Reb­bergfreunde ist diese Insellösung des Gemeinderates „willkürlich“.

Erweiterung des Rebberges ungewiss

In einem Bericht in der Wiler Zeitung vom 18. November wird suggeriert, die Parzelle Nr. 899 sei als Zugangs- und Installationsplatz für die Erweiterung des Rebberges vorgese­hen. Die Rebbergfreunde weisen darauf hin, dass die Ortsgemeinde Wil gemäss Mitteilung, „in nächster Zeit die entsprechenden Konzept- und Projektierungsaufträge an ein Planungs­büro mit Erfahrung im Rebbau vergeben werde“. Die Erweiterung des Rebberges befindet sich somit erst im Konzeptstadium. Heute den Anschein erwecken zu wollen, die Par­zelle Nr. 899 sei als Zugangs- und Installationsplatz notwendige Voraussetzung, ist an den Haaren her­bei geschrieben. Die zeitliche Umsetzung sowie die Finanzierung einer theoretischen Erweite­rung des Rebberges Richtung Wald ist offen und keinesfalls garantiert, auch wenn der Präsi­dent des Ortsbürgerrates im Regionaljournal Ostschweiz vom 22. November davon ausgeht, dass die Finanzierung kein Problem darstelle. Die Rebberg­freunde legen Wert auf die Fest­stellung, dass in einem Artikel über die Zukunft der Ortsge­meinde Wil davon gesprochen wird, dass deren „Finanzierung langfristig ungesichert sei“ (infowilplus vom 17. November). Es gibt Stimmen, die gar an eine „Auflösung in der Zukunft“ glauben. Somit würde sich die von Max Rohr, Gemeindepräsident der Rebbauge­meinde Bronschhofen stets erwähnte flä­chenmässige Erweiterung des Rebberges gegenüber der heutigen Situation zerschlagen.

Rodung als Druckmittel


Nach der Rodung 

Dass die Rebstöcke auf Parzelle Nr. 899 unbedingt jetzt gerodet werden mussten, entbehrt jedem Zusammenhang und ist ein weiteres Zeichen dafür, dass der (bisherige) Eigentümer nach wie vor der Überzeugung ist, mit seinem erpresserischen Vorgehen den Weg zur Bau­landgewinnung zu ebnen. Dies kann und darf nicht angehen. Die Rebbergfreunde fordern, dass sie in die weitere Planung miteinbezogen werden wie dies bei ähnlichen Projekten er­folgreich der Fall war. Die Rebbergfreunde erwarten vom Gemeinderat, dass er sein Wort hält und diese Parzelle im neuen Zonenplan in der Landwirtschaftszone behält und Druckver­su­chen von Seiten des „Besitzers“ nicht nachgibt. Nur so kann er glaubhaft beweisen, dass ihm der Schutz Kulturgut Reben und das Wohl der ganzen Gemeinde ein echtes Anliegen ist und nicht nur dasjenige eines einzelnen Landbesitzers. Jetzt sind vom Gemeinderat Taten und nicht länger „schönfärberische Worthülsen“ gefragt. Die Rebbergfreunde beobachten die weitere Entwicklung aufmerksam.

 

Ziele der Rebbergfreunde

Es ist den Rebbergfreunden wichtig, nicht als Verhinderer zu gelten. Im Vordergrund stehen positive Ziele wie der Erhalt von Lebensqualität und die Steigerung der Naturvielfalt. Die Bewahrung des Bronschhofer Rebberges vor einer Überbauung ist ein erstes Ziel. Hauptan­liegen der Rebbergfreunde ist die ökologische Vernetzung des gesamten Rebgürtels zwischen Wil und Bronschhofen. Rebberge, Trockenstandorte sowie der Waldrand sollen durch ver­schiedene Massnahmen weiter aufgewertet werden. Noch wichtiger erscheint ihnen, die Orts­gemeinde Wil als Eigentümerin zu unterstützen, die Rebanlage im Sinne einer Biodiversi­täts-Strategie weiter zu optimieren. Mit der Organisation von Anlässen über Rebbau und Biodi­versität sollen diese Themen der Bevölkerung in der Region näher gebracht werden. Der Reb­berg soll ein Lebensraum für verschiedenste Tiere und seltene Pflanzen sein. Auch wenn das internationale Jahr der Biodiversität demnächst zu Ende geht, müssen wir uns als Gesellschaft den „Wert und die vielfältigen Leistungen der Natur“ stets bewusst verdeutlichen, betonen die Rebberg­freunde.

© Rebbergfreunde Bronschhofen-Wil

rebbergfreunde@gmail.com

www.rebbergfreunde.ch

Nach der Rodung

Gemeinderat lässt diesen Friehof zu