Schatz-Truhe Rebberg Bronschhofen Mittwoch, (19. Mai 2010)

Über die Ortsplanungsrevision 2009 in Bronschhofen – Streitobjekt Rebberg im Gebiet Burgstall

Die vom Gemeinderat Bronschhofen beabsichtigte Teileinzonung des heutigen Rebberges lässt in Bronschhofen keine Ruhe einkehren. Demnächst stehen verschiedene Einspracheverhandlungen an. Es ist fraglich, ob der Gemeinderat die Einsprecher zum Rückzug ihrer Rechtsmittel motivieren kann, indem Max Rohr, Gemeindepräsident sagt: „Vertraut mir, es kommt schon gut.“ Die Rebbergfreunde fürchten die Einstellung der Kelterung des beliebten Apéro-Weines „Wiler Gold“.

Rückblende


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und die Stadt Wil streben eine Fusion an. In der Botschaft zur Ortsplanungsrevision (öffentliche Planauflage: 27.01. bis 25.02.2010) erklärt der Gemeinderat, er habe sich schon früh – zusammen mit dem Wiler Stadtrat – für den beidseitigen Erhalt der Rebflächen als Kulturgut ausgesprochen. Während in Wil ein vollständiger Schutz des Rebberges vorgesehen ist, behauptet der Gemeinderat Bronschhofen, ein Erhalt der Reben im Gebiet Burgstall sei einzig mittels einer Teileinzonung von zwei Grundstücken (Nr. 899 und 2469) in die Bauzone W2 möglich. Viele Bürger sind irritiert, dass ein Schutz durch eine Überbauung möglich sein soll. Hat der Gemeinderat Bronschhofen etwa ein Zaubermittel erfunden? Oder – erweist es sich bei näherer Betrachtung doch als (schlechtes) Märchen? Der Eigentümer der beiden Grundstücke hat den Gemeinderat intensiv unter Druck gesetzt. So hat er gedroht, die Reben auszureissen, falls seine beiden Parzellen am Höhenweg nicht eingezont würden (ca. 2000 m2). Entgegen den Voten und Abstimmungen im Ortsplanungsforum Bronschhofen – ca. 15 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung – welches mit dem Ziel einer breiten Abstützung in der Bevölkerung ins Leben gerufen wurde, kapituliert ein mutloser Gemeinderat vor dem auswärtigen Grundeigentümer.

Ältestes Kulturgut

Heute umfasst der Bronschhofer Rebberg ca. 35 Aren Blauburgundertrauben und knapp 20 Aren Regenttrauben. Der ortsbürgerliche Rebberg in Wil umfasst 85 Aren mit rund 4000 Rebstöcken. Zusammen wachsen auf 140 Aren Reben. Einer der produzierten Weine heisst „Wiler Gold“ (Blanc de Pinot Noir). Mit der vogesehenen Einzonung würde eines der ältesten Kulturgüter der Gemeinde Bronschhofen gefährdet. Der einzige verbliebene Rebberg mit der denkmalgeschützten Trotte und des sensiblen Trockenstandortes würden auf diese Weise zur privaten Goldgrube für den Eigentümer. Die Produktion des beliebten Apéro-Weines „Wiler-Gold“ müsste weichen. Der Rebberg, auch wenn er theoretisch erweitert werden könnte, würde neu hinter einer Überbauung „verschwinden“.   Gegen eine solche Einzonung wehren sich diverse Einsprecher (rund 24 Parteien). Das Anliegen der Einsprecher wird vom Komitee „Rebbergfreunde“ aktiv unterstützt. Zu diesem Zweck wird als erstes eine Homepage errichtet (www.rebbergfreunde.ch). Diese wird laufend aktualisiert.

Komitee Rebbergfreunde

Besonders enttäuscht zeigen sich die Rebbergfreunde Bronschhofen darüber, dass der Gemeinderat nichts für den Schutz der bestehenden Reben unternommen hat und unternimmt, obwohl er mehrfach von verschiedener Seite darauf hingewiesen wurde. Das Ortsplanungsforum hat den Gemeinderat entsprechend verpflichtet (diverse Abstimmungen im Forum). Am Dienstag, 18.05.2010 hat der Eigentümer der beiden Grundstücke, Daniel Ehrat, Verlagsleiter St. Galler Tagblatt und designierter Gesamtleiter der Tagblatt Medien und Leiter Medien Ostschweiz der NZZ-Mediengruppe” (Medienmitteilung Tagblatt vom 05.05. 2010) das Entfernen eines Teils der Rebstöcke im Rebberg Bronschhofen persönlich angeordnet und vor Ort dirigiert. Damit möchte er wohl demonstrieren, dass er seinen Drohungen Taten folgen lässt. Als Eigentümer des Landwirtschaftslandes glaubt er, dass dieses ohne Wenn und Aber in die Bauzone eingezont werden müsse. Ganz im ‚kindlichen Zwängelialter’ verhaftet, zerstört er lieber gesunde, kräftige und frisch austreibende Rebstöcke, als sich mit offenen Sinnen daran zu erfreuen. Vom Ausreissen der Rebstöcke während eines laufenden Einspracheverfahrens und einem drohenden Referendum verspricht sich Daniel Ehrat wohl, die Gemeinde Bronschhofen und die laufend zahlreicher werdenden Rebbergfreunde weiterhin unter Druck zu setzen, um sein individualistisches Ziel doch noch zu erreichen.

Finanz-Powerplay


Die Rebbergfreunde werten das Verhalten von Daniel Ehrat als kontraproduktiv. Es ist eines Unternehmers, der sich als Gesamtleiter für ein bedeutendes Medienunternehmen an vordester Front einsetzen will, unwürdig und respektlos, auch wenn es seine eigenen Reben sind. Er hat grosse Teile der Bronschhofer Bevölkerung sowie die zahlreichen Freunde und Liebhaber des Rebberges ins Herz getroffen, welche sich für ihr Kulturgut stark machen und den Rebberg in der einmalig schönen Landschaft bewahren möchten. Die Rebbergfreunde vermissen bei Daniel Ehrat den Respekt gegenüber dem Rebberg, wie er einst von seinem Vater Emil Ehrat vorgelebt wurde. Aber auch dessen fehlende Sensibilität für das rechtsstaatliche und gesetzlich vorgeschriebene Verfahren bemängeln die Rebbergfreunde. Zum Schluss stellt sich die Frage, weshalb die Stadt Wil den Rebberg unter Schutz stellt und die Braut aus Bronschhofen ihre Mitgift vor der Hochzeit verprasst? Das Ansinnen der Gemeinde-Exekutive lässt vermuten, dass die Interessen eines Einzelnen höher gewichtet wurden als dasjenige der Bronschhofer Bevölkerung.

Schutz für das Wiler Gold

Es ist höchste Zeit, dass der Gemeinderat Bronschhofen ernst macht mit dem Schutz des letzten dorfeigenen Rebberges und der einmaligen Landschaft mit Trotte und Naturschutzgebiet. Die sinnlose, nur mittels Drohungen erreichte Einzonung ist vom Gemeinderat rückgängig zu machen. Es wäre wohl klug, die Einsprachen zu schützen, statt ein Referendum zu riskieren (vgl. Situation in Flawil-Sonnental). Wenn sich die private Schatz-Truhe einer Einzelperson mit Gold füllt, wiegt dies den Verlust an Kulturgut und Natur niemals auf. Die Rebbergfreunde möchten auch in Zukunft gerne ein Gläschen „Wiler Gold“ geniessen. Diese goldenen Schätze aus der Schatzkammer Natur verdienen unseren umfassenden Schutz. Dafür setzen sich die Rebbergfreunde ein.

Die Rebbergfreunde


Diskussion zu: “Schatz-Truhe Rebberg Bronschhofen”

2 Beiträge

Christoph Steg sagt:

Das schlägt nun dem Fass den Boden aus! Wie der Presse zu entnehmen war, kaufen die Wiler Ortsbürger dem Bronschhofer Rebbergbesitzer 6’000 m2 Land ab. Das sind wohlgemerkt NICHT die heutigen Reben. Denn diese will der Besitzer auch noch vergolden. Und zwar als Bauland. Dazu hat er der Bronschhofer Bevölkerung und den Bronschhofer Behörden das Messer an den Hals gesetzt. Entweder einzonen, oder ich reisse die Reben aus. Weil sich einige Bronschhofer für den Erhalt des Kulturgutes und gegen solche Erpressung einsetzen, setzt nun der Landbesitzer die Daumenschrauben an. Drei Reihen Reben liess er am Dienstag als deutliches Symbol seiner Erpressung schon ausreissen! Ich staune über die Bronschhofer und Wiler Bevölkerung. Tell hat sich gegen Gessler gewehrt. Ist heute Erpressung und Geldgier legitim und wichtiger als einmalige Kulturgüter? Und die Bevölkerung lässt sich das stillschweigend gefallen und wehrt sich nicht gegen den Zonenplan?

In diesem Fall also der Rat an jeden Landwirt, der noch wertvolle Hochstämmer auf seinem Land hat:
sofort an die Bronschhofer Behörden gelangen mit der Forderung, entweder das Land einzuzonen oder sonst haue ich die Hochstämmer um!

Hansjoerg W. Schmuckli-Vogt sagt:

Liebe Rebbergfreunde

Ich habe Ihren Flyer heute morgen in unserem Briekasten gefunden. Was da abläuft mit dem schönen Rebberg in Bronschhofen (wohne seit 31 Jahren hier im Dorf) ist schlichtweg eine “Riesen Schweinerei”, ich bin entsetzt.

Im allgemeinen wird unsere Natur unaufhörlich “Zubetoniert”, die Natur wie wir sie vor 30 Jahren noch in der Umgebung hatten, wurde durch Bauwütige Investoren und Spekulanten zerstört. Jetzt soll wegen einem Einzelnen die Schatz-Truhe Rebberg Bronschhofen sterben, das darf nicht sein.
Bitte kämpft weiter um diese schöne Naturperle, und macht dem Bronschhofer Gemeinderat “Druck”, das dies nicht geschen kann.

Freundliche Grüsse

Hansjörg W. Schmuckli-Vogt